Papier: 01.03 Zugang zum Internet: Wettbewerb und Breitbandverfügbarkeit

Originalversion

1 Ein leistungsfähiger Zugang zum Internet ist heute in vielen
2 Lebensbereichen eine wesentliche Voraussetzung für eine
3 gleichberechtigte Teilhabe an den gesellschaftlichen und
4 wirtschaftlichen Möglichkeiten, die das Internet schafft.
5 Dies gilt gleichermaßen für den privaten Bereich und die
6 Rolle als Verbraucher als auch für jedwede Form gewerblicher
7 Tätigkeit – ob nun als Großunternehmen, kleines oder
8 mittelständisches Unternehmen oder Freiberufler. Die
9 flächendeckende Verfügbarkeit einer Breitbandgrundversorgung
10 hat deshalb auch zu Recht hohe politische Priorität, um
11 gleichwertige Lebensverhältnisse zu sichern und eine
12 digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.
13
14 Neben der Verfügbarkeit eines Breitbandanschlusses spielen
15 für den Kunden aber auch der Preis und eine einfache
16 Handhabung eine wichtige Rolle. Zudem ist der Nutzen eines
17 Internetzugangs ohne interessante und vielfältige Dienste
18 gering. Die Schaffung von vielfältigen und
19 nachfrageorientierten Angeboten kann am besten durch einen
20 funktionierenden Wettbewerb in den Märkten für diese Dienste
21 gewährleistet werden. Die Frage der Verfügbarkeit ist daher
22 untrennbar mit der Frage nach einem funktionsfähigen
23 Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt verbunden.
24 Um Deutschland als Dienstleistungsgesellschaft
25 infrastrukturell fit zu machen, braucht es schnelles
26 Handeln. Für die wirtschaftliche Entwicklung ist der
27 Breitbandausbau elementar, denn die Breitbandkommunikation
28 trägt in hochentwickelten Ländern bis zu einem Drittel des
29 Produktivitätswachstums bei.[FN: Vgl. Heng, Stefan:
30 Breitbandinfrastruktur. Auf ordnungspolitischen Rahmen,
31 Markttransparenz und Risikopartnerschaften kommt es an.
32 Deutsche Bank Research. 7. April 2010, S. Online abrufbar
33 unter:
34 http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD00000
35 00000255855.pdf . Zu den Details der ökonomischen
36 Auswirkungen des Breitbandausbaus vgl. OECD Ministerial
37 Background Report “Broadband and the Economy”,
38 DSTI/ICCP/IE(2007)3/FINAL, online abrufbar unter
39 http://www.oecd.org/sti/40781696.pdf] Schnelles Breitband
40 flächendeckend könnte allein durch den Ausbau der
41 Netzwerkinfrastruktur im Zehnjahreszeitraum 2010 bis 2020 zu
42 einem direkten Anstieg des BIP von 33,4 Milliarden Euro
43 führen. Durch die mit dem Netzwerkausbau verbundenen Effekte
44 auf die deutsche Wirtschaft wird zudem von einem mittelbaren
45 Anstieg des BIP von weiteren 137,5 Milliarden Euro
46 ausgegangen. Insgesamt wird die Auswirkung auf das BIP auf
47 170,9 Milliarden Euro geschätzt. Auch auf die Beschäftitung
48 wirkt sich der Breitbandausbau positiv aus. Es wird
49 prognostiziert, dass nur durch den Ausbau des Netzes im
50 Zehnjahreszeitraum 2010 bis 2020 bis zu 541 000 neue
51 Arbeitsplätze in Deutschland entstehen werden; mittelbar
52 wird von weiteren 427 000 Arbeitplätzen ausgegangen.
53 Insgesamt sollen durch den Breitbandausbau 968 000 neue
54 Arbeitplätze geschaffen werden.[FN: Vgl. Katz, Raul et al.:
55 Die Wirkung des Breitbandausbaus auf Arbeitsplätze und die
56 deutsche Volkswirtschaft. 2009. S. 1ff; 8. Online abrufbar
57 unter:
58 http://www.polynomics.ch/dokumente/Polynomics_Breitbandausba
59 u_Broschuere_D.pdf. Die gesamte Studie steht in Englisch
60 online zur Verfügung unter:
61 http://www.polynomics.ch/dokumente/Polynomics_Broadband_Stud
62 y_E.pdf ] Beim Breitbandausbau ist zu beachten, dass in
63 Deutschland ein historisch gewachsenes Telefon- und
64 Kabelnetz auf Kupferbasis existiert.Durch technische
65 Innovationen (DSL, VDSL, EuroDOCSIS 3.0) können unter
66 Nutzung und Ergänzung der bestehenden Infrastruktur höhere
67 Übertragungsraten erreicht werden . Nach Angaben der
68 Bundesregierung standen bereits im Jahr 2011 für 40 Prozent
69 der deutschen Haushalte Hochgeschwindigkeitsanschlüsse von
70 50 Mbit/s oder höher zur Verfügung.[FN: Vgl. BMWi: Zweiter
71 Monitoringbericht zur Breitbandstrategie des Bundes.
72 November 2011, S. 7. Online abrufbar unter:
73 http://www.bmwi.de/Dateien/BMWi/PDF/zweiter-monitoringberich
74 t-zur-breitbandstrategie-des-bundes,property=pdf,bereich=bmw
75 i,sprache=de,rwb=true.pdf] Damit unterscheidet sich die
76 Ausgangssituation in Deutschland grundlegend von der anderer
77 Staaten und insbesondere von solchen Ländern, die erstmals
78 moderne Telekommunikationsinfrastrukturen
79 (TK-Infrastrukturen) ausbauen oder dies kürzlich getan haben
80 und für den flächdeckenden Anschluss der Haushalte mit
81 TK-Infrastrukturen auf Glasfaser setzen.
82
83 In Deutschland können über eine – zumindest partielle –
84 Weiterverwendung von Kupferleitungen auf der letzten Meile
85 hohe Übertragungsraten erreicht werden. Beim so genannten
86 FTTC(Fiber-to-the-Curb)-Ausbau etwa werden Glasfaserkabel
87 bis zu den Kabelverzweigern verlegt. Für die letzte Meile
88 wird die vorhandene Kupferkabelinfrastrukturgenutzt. Der
89 Vorteil dieser Ausbauvariante eines
90 Next-Generation-Access(NGA)-Netzes ist, dass die Kosten, im
91 Vergleich zum Verlegen von Glasfaserkabeln bis zum Gebäude
92 des Teilnehmers (Fiber-to-the-Building, FTTB),
93 vergleichsweise niedrig ausfallen und schneller realisiert
94 werden können. Es erfolgt dennoch ein Glasfaserausbau bis
95 zum Kabelverzweiger und damit sehr nahe an den Endkunden.
96 Daneben stellt LTE einen wichtigen Baustein für die
97 Breitbandgrundversorgung – insbesondere in entlegenen und
98 dünnbesiedelten Regionen – dar. Nach Angaben der
99 Bundesregierung[FN: Vgl. BMWi: Zweiter Monitoringbericht zur
100 Breitbandstrategie des Bundes. November 2011, S. 43. Online
101 abrufbar unter::
102 http://www.bmwi.de/Dateien/BMWi/PDF/zweiter-monitoringberich
103 t-zur-breitbandstrategie-des-bundes,property=pdf,bereich=bmw
104 i,sprache=de,rwb=true.pdf] betrug die Breitbandverfügbarkeit
105 bezogen auf alle Haushalte in Deutschland Mitte 2011:
106
107 • für eine Geschwindigkeit von ≥ 1 Mbit/s 98,7 Prozent;
108 • für eine Geschwindigkeit von ≥ 2 Mbit/s 94,2 Prozent;
109 • für eine Geschwindigkeit von ≥ 6 Mbit/s 84,4 Prozent.
110
111 Seitdem hat jedoch der LTE-Ausbau große Fortschritte
112 gemacht. Nach einer Erhebung des Branchenverbandes BITKOM
113 konnten im April 2012 bereits über 13 Millionen
114 Haushalte[FN: Vgl. BITKOM: Mobiles Breitband bereits für 13
115 Millionen Haushalte. Pressemitteilung. 2. April 2011. Online
116 abrufbar unter:
117 http://www.bitkom.org/de/presse/8477_71710.aspx ],
118 insbesondere in ländlichen Regionen, mit Breitbandinternet
119 versorgt werden. Der Breitbandausbau in Deutschland ist
120 gerade ein Beispiel dafür, wie durch entsprechende
121 regulatorische Rahmenbedingungen privatwirtschaftliche
122 Investitionen ausgelöst werden. In anderen Staaten ist ein
123 flächendeckender Glasfaserausbau dagegen in der Regel das
124 Ergebnis einer entsprechenden Industriepolitik samt eines
125 umfassenden Einsatzes von Steuermitteln.

Der Text verglichen mit der Originalversion

1 Ein leistungsfähiger Zugang zum Internet ist heute in vielen
2 Lebensbereichen eine wesentliche Voraussetzung für eine
3 gleichberechtigte Teilhabe an den gesellschaftlichen und
4 wirtschaftlichen Möglichkeiten, die das Internet schafft.
5 Dies gilt gleichermaßen für den privaten Bereich und die
6 Rolle als Verbraucher als auch für jedwede Form gewerblicher
7 Tätigkeit – ob nun als Großunternehmen, kleines oder
8 mittelständisches Unternehmen oder Freiberufler. Die
9 flächendeckende Verfügbarkeit einer Breitbandgrundversorgung
10 hat deshalb auch zu Recht hohe politische Priorität, um
11 gleichwertige Lebensverhältnisse zu sichern und eine
12 digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.
13
14 Neben der Verfügbarkeit eines Breitbandanschlusses spielen
15 für den Kunden aber auch der Preis und eine einfache
16 Handhabung eine wichtige Rolle. Zudem ist der Nutzen eines
17 Internetzugangs ohne interessante und vielfältige Dienste
18 gering. Die Schaffung von vielfältigen und
19 nachfrageorientierten Angeboten kann am besten durch einen
20 funktionierenden Wettbewerb in den Märkten für diese Dienste
21 gewährleistet werden. Die Frage der Verfügbarkeit ist daher
22 untrennbar mit der Frage nach einem funktionsfähigen
23 Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt verbunden.
24 Um Deutschland als Dienstleistungsgesellschaft
25 infrastrukturell fit zu machen, braucht es schnelles
26 Handeln. Für die wirtschaftliche Entwicklung ist der
27 Breitbandausbau elementar, denn die Breitbandkommunikation
28 trägt in hochentwickelten Ländern bis zu einem Drittel des
29 Produktivitätswachstums bei.[FN: Vgl. Heng, Stefan:
30 Breitbandinfrastruktur. Auf ordnungspolitischen Rahmen,
31 Markttransparenz und Risikopartnerschaften kommt es an.
32 Deutsche Bank Research. 7. April 2010, S. Online abrufbar
33 unter:
34 http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD00000
35 00000255855.pdf . Zu den Details der ökonomischen
36 Auswirkungen des Breitbandausbaus vgl. OECD Ministerial
37 Background Report “Broadband and the Economy”,
38 DSTI/ICCP/IE(2007)3/FINAL, online abrufbar unter
39 http://www.oecd.org/sti/40781696.pdf] Schnelles Breitband
40 flächendeckend könnte allein durch den Ausbau der
41 Netzwerkinfrastruktur im Zehnjahreszeitraum 2010 bis 2020 zu
42 einem direkten Anstieg des BIP von 33,4 Milliarden Euro
43 führen. Durch die mit dem Netzwerkausbau verbundenen Effekte
44 auf die deutsche Wirtschaft wird zudem von einem mittelbaren
45 Anstieg des BIP von weiteren 137,5 Milliarden Euro
46 ausgegangen. Insgesamt wird die Auswirkung auf das BIP auf
47 170,9 Milliarden Euro geschätzt. Auch auf die Beschäftitung
48 wirkt sich der Breitbandausbau positiv aus. Es wird
49 prognostiziert, dass nur durch den Ausbau des Netzes im
50 Zehnjahreszeitraum 2010 bis 2020 bis zu 541 000 neue
51 Arbeitsplätze in Deutschland entstehen werden; mittelbar
52 wird von weiteren 427 000 Arbeitplätzen ausgegangen.
53 Insgesamt sollen durch den Breitbandausbau 968 000 neue
54 Arbeitplätze geschaffen werden.[FN: Vgl. Katz, Raul et al.:
55 Die Wirkung des Breitbandausbaus auf Arbeitsplätze und die
56 deutsche Volkswirtschaft. 2009. S. 1ff; 8. Online abrufbar
57 unter:
58 http://www.polynomics.ch/dokumente/Polynomics_Breitbandausba
59 u_Broschuere_D.pdf. Die gesamte Studie steht in Englisch
60 online zur Verfügung unter:
61 http://www.polynomics.ch/dokumente/Polynomics_Broadband_Stud
62 y_E.pdf ] Beim Breitbandausbau ist zu beachten, dass in
63 Deutschland ein historisch gewachsenes Telefon- und
64 Kabelnetz auf Kupferbasis existiert.Durch technische
65 Innovationen (DSL, VDSL, EuroDOCSIS 3.0) können unter
66 Nutzung und Ergänzung der bestehenden Infrastruktur höhere
67 Übertragungsraten erreicht werden . Nach Angaben der
68 Bundesregierung standen bereits im Jahr 2011 für 40 Prozent
69 der deutschen Haushalte Hochgeschwindigkeitsanschlüsse von
70 50 Mbit/s oder höher zur Verfügung.[FN: Vgl. BMWi: Zweiter
71 Monitoringbericht zur Breitbandstrategie des Bundes.
72 November 2011, S. 7. Online abrufbar unter:
73 http://www.bmwi.de/Dateien/BMWi/PDF/zweiter-monitoringberich
74 t-zur-breitbandstrategie-des-bundes,property=pdf,bereich=bmw
75 i,sprache=de,rwb=true.pdf] Damit unterscheidet sich die
76 Ausgangssituation in Deutschland grundlegend von der anderer
77 Staaten und insbesondere von solchen Ländern, die erstmals
78 moderne Telekommunikationsinfrastrukturen
79 (TK-Infrastrukturen) ausbauen oder dies kürzlich getan haben
80 und für den flächdeckenden Anschluss der Haushalte mit
81 TK-Infrastrukturen auf Glasfaser setzen.
82
83 In Deutschland können über eine – zumindest partielle –
84 Weiterverwendung von Kupferleitungen auf der letzten Meile
85 hohe Übertragungsraten erreicht werden. Beim so genannten
86 FTTC(Fiber-to-the-Curb)-Ausbau etwa werden Glasfaserkabel
87 bis zu den Kabelverzweigern verlegt. Für die letzte Meile
88 wird die vorhandene Kupferkabelinfrastrukturgenutzt. Der
89 Vorteil dieser Ausbauvariante eines
90 Next-Generation-Access(NGA)-Netzes ist, dass die Kosten, im
91 Vergleich zum Verlegen von Glasfaserkabeln bis zum Gebäude
92 des Teilnehmers (Fiber-to-the-Building, FTTB),
93 vergleichsweise niedrig ausfallen und schneller realisiert
94 werden können. Es erfolgt dennoch ein Glasfaserausbau bis
95 zum Kabelverzweiger und damit sehr nahe an den Endkunden.
96 Daneben stellt LTE einen wichtigen Baustein für die
97 Breitbandgrundversorgung – insbesondere in entlegenen und
98 dünnbesiedelten Regionen – dar. Nach Angaben der
99 Bundesregierung[FN: Vgl. BMWi: Zweiter Monitoringbericht zur
100 Breitbandstrategie des Bundes. November 2011, S. 43. Online
101 abrufbar unter::
102 http://www.bmwi.de/Dateien/BMWi/PDF/zweiter-monitoringberich
103 t-zur-breitbandstrategie-des-bundes,property=pdf,bereich=bmw
104 i,sprache=de,rwb=true.pdf] betrug die Breitbandverfügbarkeit
105 bezogen auf alle Haushalte in Deutschland Mitte 2011:
106
107 • für eine Geschwindigkeit von ≥ 1 Mbit/s 98,7 Prozent;
108 • für eine Geschwindigkeit von ≥ 2 Mbit/s 94,2 Prozent;
109 • für eine Geschwindigkeit von ≥ 6 Mbit/s 84,4 Prozent.
110
111 Seitdem hat jedoch der LTE-Ausbau große Fortschritte
112 gemacht. Nach einer Erhebung des Branchenverbandes BITKOM
113 konnten im April 2012 bereits über 13 Millionen
114 Haushalte[FN: Vgl. BITKOM: Mobiles Breitband bereits für 13
115 Millionen Haushalte. Pressemitteilung. 2. April 2011. Online
116 abrufbar unter:
117 http://www.bitkom.org/de/presse/8477_71710.aspx ],
118 insbesondere in ländlichen Regionen, mit Breitbandinternet
119 versorgt werden. Der Breitbandausbau in Deutschland ist
120 gerade ein Beispiel dafür, wie durch entsprechende
121 regulatorische Rahmenbedingungen privatwirtschaftliche
122 Investitionen ausgelöst werden. In anderen Staaten ist ein
123 flächendeckender Glasfaserausbau dagegen in der Regel das
124 Ergebnis einer entsprechenden Industriepolitik samt eines
125 umfassenden Einsatzes von Steuermitteln.

Vorschlag

  1. Bewerten Sie die Original- und die eingebrachten Versionen eines Papiers, indem Sie über die Pfeile Ihre Zustimmung (hoch) oder Ablehnung (runter) ausdrücken. Sie können dabei auch mehreren Versionen zustimmen oder diese ablehnen.

  2. Wählen Sie, ob Änderungen im Vergleich zur Originalversion hervorgehoben werden sollen.

  3. Sie können hier auch eine neue Version des Papiers einbringen.