| 1 | Wie bereits dargelegt wurde, kommt einem funktionsfähigen |
| 2 | Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt eine hohe Bedeutung |
| 3 | für die Erreichung verschiedenster Zielsetzungen zu: Neben |
| 4 | der Steigerung von Qualität und der Gewährleistung |
| 5 | wettbewerbsorientierter Endkundenpreise trägt ein intensiver |
| 6 | Wettbewerb insbesondere auch wesentlich zur Schaffung eines |
| 7 | flächendeckenden Zugangs zum Internet bei. Nichtsdestotrotz |
| 8 | gibt es Gebiete, in denen bisher noch kein breitbandiger |
| 9 | Internetzugang zur Verfügung steht. Durch die Vorgabe bei |
| 10 | der Frequenzzuteilung, bisher unterversorgte Gebiete zuerst |
| 11 | mit Mobilfunk der 4ten Generation zu versorgen, konnte dies |
| 12 | aber teilweise kompensiert werden. |
| 13 | |
| 14 | Dies gilt gleichermaßen für den Wettbewerb der |
| 15 | Infrastrukturen untereinander als auch für den Wettbewerb |
| 16 | der über eine einzelne Infrastruktur realisierten Dienste. |
| 17 | Letzterer erlangt dort besondere Bedeutung, wo aus |
| 18 | ökonomischen Gründen der parallele Aufbau mehrerer |
| 19 | Infrastrukturen wirtschaftlich nicht möglich ist. Gerade |
| 20 | beim Ausbau von Ultra-Breitband sind oft derart hohe |
| 21 | Investitionen notwendig, dass ein Ausbau nur unter Nutzung |
| 22 | von Synergien zwischen den Infrastrukturbetreibern sinnvoll |
| 23 | erscheint. Für eine hinreichende Auslastung einer neu |
| 24 | errichteten Netzinfrastruktur als Voraussetzung für deren |
| 25 | Amortisierung sind häufig Penetrationsraten notwendig, die |
| 26 | im Falle einer weiteren, ebenso leistungsfähigen |
| 27 | Konkurrenzinfrastruktur nur schwer zu erreichen sind. Um |
| 28 | unter diesen Gegebenheiten einen funktionsfähigen Wettbewerb |
| 29 | zu ermöglichen, ist es zwingend notwendig, die Realisierung |
| 30 | von im Wettbewerb stehenden Diensten durch verschiedene |
| 31 | Diensteanbieter auf der Infrastruktur zu ermöglichen. |
| 32 | |
| 33 | Die Anbieterstruktur hat sich seit Mitte der 1990er Jahre |
| 34 | stark verändert: Damals war sie geprägt durch viele kleine |
| 35 | lokale Anbieter, die aber keine eigene Leitungsinfrastruktur |
| 36 | betrieben. Die Einwahl ins Internet erfolgte über das |
| 37 | normale Telefonnetz; die verfügbaren Modems modulierten die |
| 38 | Datenübertragung mit Tönen im hörbaren Bereich. Die letzte |
| 39 | Meile bis zum Endkunden wurde also in der Regel über die |
| 40 | normale Telefonleitung des ehemaligen Monopolisten |
| 41 | betrieben. Mit dem Einsatz neuer Technologien wie DSL und |
| 42 | dem Einstieg bundesweiter Internetzugansanbieter änderte |
| 43 | sich dies: Der harte Wettbewerb und niedrige Gewinnmargen im |
| 44 | Endkundengeschäft sorgten dafür, dass viele kleine Anbieter |
| 45 | nicht mehr mithalten konnten und nun nur noch spezielle |
| 46 | Nischen bedienen oder ganz verschwunden sind. Der Markt wird |
| 47 | im Wesentlichen von sieben Providern[FN: Vgl.dazu die |
| 48 | Ausführungen unter: |
| 49 | http://www.onlinekosten.de/breitband/breitbandkunden] |
| 50 | beherrscht, wobei die Telekom als Ex-Monopolist auf rund 50 |
| 51 | Prozent Marktanteil kommt. Im Gegensatz zu den 1990er Jahren |
| 52 | herrscht in gut ausgebauten Gebieten allerdings ein |
| 53 | Wettbewerb auf der letzten Meile sowie verschiedener |
| 54 | Infrastrukturen. Die für Endkunden sichtbarste Folge der |
| 55 | Veränderungen sind insgesamt drastisch gefallene Kosten. |
| 56 | |
| 57 | |
| 58 | I.2.2.3 Wettbewerb verschiedener Infrastrukturen |
| 59 | Die dargestellte technische Entwicklung erlaubt in |
| 60 | städtischen Gebieten zunehmend auch einen intensiven |
| 61 | Wettbewerb verschiedener Infrastrukturen, die alle eine |
| 62 | nachfragegerechte Breitbandversorgung ermöglichen. Dies |
| 63 | schließt in jedem Fall die oft parallel ausgebauten |
| 64 | Festnetztechnologien Kupfer- und TV-Kabel, zunehmend auch |
| 65 | Glasfaserkabel, ein. Hinzu tritt die dank neuer |
| 66 | Mobilfunkgenerationen immer leistungsfähiger werdende |
| 67 | Mobilfunkversorgung, die mit LTE sogar zu einer validen |
| 68 | Alternative zu einem Festnetzanschluss wird. |
| 69 | |
| 70 | Diese heterogene Infrastruktur aus regionalen, teilweise |
| 71 | auch lokalen Glasfaser- und glasfaserbasierten |
| 72 | TV-Kabelnetzen sowie den Mobilfunknetzen wird die Markt- und |
| 73 | Wettbewerbslandschaft künftig genauso prägen wie die |
| 74 | Vielschichtigkeit der Marktteilnehmer. Neben klassischen |
| 75 | Telekommunikationsunternehmen und reinen |
| 76 | Dienstleistungsanbietern beteiligen sich zunehmend zum |
| 77 | Beispiel auch Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen |
| 78 | mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kooperations- und |
| 79 | Risikoteilungsmodellen am Aufbau und Betrieb aktiver und |
| 80 | passiver Infrastrukturen. Trotz der mit Kooperationen |
| 81 | erzielbaren Synergieeffekte und Wirtschaftlichkeitsvorteile |
| 82 | ist ein paralleler Aufbau mehrerer Hochgeschwindigkeitsnetze |
| 83 | mit Blick auf den hohen Fixkostenanteil gerade in dünn |
| 84 | besiedelten Regionen ökonomisch häufig aber nicht sinnvoll. |
| 85 | Deshalb bedarf es neben dem Infrastrukturwettbewerb vor |
| 86 | allem in diesen Bereichen des zusätzlichen Wettbewerbs auf |
| 87 | der Ebene der über diese Infrastrukturen realisierten |
| 88 | Telekommunikations- und Telemediendienste. |
| 89 | Insbesondere beim künftigen Glasfaserausbau zeigt die |
| 90 | bereits zitierte WIK-Studie für das NGA-Forum der |
| 91 | Bundesnetzagentur, dass ein wirtschaftlicher Ausbau oft erst |
| 92 | bei Penetrationsraten von mindestens 60 Prozent möglich ist |
| 93 | und Kooperationen beim Aufbau und Betrieb daher von |
| 94 | zentraler Bedeutung sind.[FN: Vgl. Präsentation des WIK: |
| 95 | Implikationen eines flächendeckenden Glasfaserausbaus und |
| 96 | sein Subventionsbedarf – Zusammenfassung der Ergebnisse |
| 97 | eines Forschungsprojektes. 2011, S. 32ff. Online abrufbar |
| 98 | unter: |
| 99 | http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/BNet |
| 100 | zA/Sachgebiete/Telekommunikation/Regulierung/NGAForum/15teSi |
| 101 | tzung/NGAForum201109_WIKStudieFolien.pdf?__blob=publicationF |
| 102 | ile] |
| 103 | |
| 104 | Um für die Endkunden trotz der gegebenenfalls vorhandenen |
| 105 | Dominanz einer einzelnen kabelgebundenen |
| 106 | Glasfaserinfrastruktur in der betreffenden Region ein |
| 107 | umfassendes und vielfältiges Diensteangebot mit möglichst |
| 108 | gleichgearteten Leistungsmerkmalen sicherstellen zu können, |
| 109 | stehen grundsätzlich freiwillige oder regulierte Open |
| 110 | Access-Zugangmodelle auf Vorleistungsebene zur Wahl. Unter |
| 111 | Open Access wird ein Konzept zum Zugang zu |
| 112 | Vorleistungsprodukten eines Infrastrukturinhabers |
| 113 | verstanden.[FN: Hinweis: Der Begriff Open Access wird auch |
| 114 | im Kontext mit Wissenschaft und Forschung verwandt. Dort |
| 115 | bezeichnet er die für Nutzer kostenfreie und öffentlich |
| 116 | zugängliche Bereitstellung wissenschaftlicher Publikationen |
| 117 | und Daten im Internet. Siehe hierzu den Bericht der |
| 118 | Projektgruppe Bildung und Forschung (BT-Drucksache 17/XXXX). |
| 119 | Online abrufbar unter: www….] Freiwillige Zugangsmodelle |
| 120 | basieren auf den Prinzipien der Freiwilligkeit, Transparenz |
| 121 | und Diskriminierungsfreiheit und setzen zunächst auf |
| 122 | freiwillige Angebote, Kooperationen und Verhandlungslösungen |
| 123 | der Marktteilnehmer selbst. Regulierte Zugangsmodelle |
| 124 | basieren demgegenüber auf regulatorischen |
| 125 | Vorabverpflichtungen, mit denen diskriminierungsfreie |
| 126 | Zugangs- und Nutzungsbedingungen für alle Marktteilnehmer |
| 127 | durch die nationalen Regulierungsbehörden ex ante geschaffen |
| 128 | werden. Beide Modelle zielen in unterschiedlichem Maße |
| 129 | darauf ab, dass Provider und Diensteanbieter ohne eigene |
| 130 | Infrastruktur vor Ort den Endkunden weiterhin attraktive |
| 131 | Angebote unterbreiten können, die Auslastung und Effizienz |
| 132 | der errichteten Netze erhöht wird und der Wettbewerb |
| 133 | aufrechterhalten bleibt. |
| 134 | Beim Glasfaserausbau wird angesichts der bereits erwähnten |
| 135 | hohen Investitionskosten eine zusätzliche Komplexität |
| 136 | entstehen. Anders als bei der Errichtung des |
| 137 | Kupferkabelnetzes durch den damaligen Staatsmonopolisten |
| 138 | gibt es beim Aufbau eines bundesweit flächendeckenden |
| 139 | Glasfasernetzes nicht mehr nur einen zentralen Akteur. Wie |
| 140 | bereits ausgeführt, werden häufig lokal und regional |
| 141 | eigenständige Unternehmen den Ausbau vorantreiben, oft dabei |
| 142 | auch Unternehmen aus anderen Branchen, etwa |
| 143 | Energieunternehmen oder Stadtwerke. Beim Aufbau und Betrieb |
| 144 | dieser Breitbandinfrastrukturen wird der Gewährleistung von |
| 145 | Interoperabilität eine essentielle Bedeutung zukommen. Die |
| 146 | steigende Anzahl lokaler Breitbandnetze erfordert die |
| 147 | technische Standardisierung von Schnittstellen und |
| 148 | Prozessen, um den Netzzugang zu ermöglichen. Eine zu große |
| 149 | Vielfalt von Schnittstellen und Prozeduren wird nicht mehr |
| 150 | praktikabel sein. Deshalb ist eine bundesweite Definition |
| 151 | standardisierter Schnittstellen und Prozesse von erheblicher |
| 152 | Bedeutung, um Zugang zu und damit einen intensiven |
| 153 | Wettbewerb bei den auf der Infrastruktur realisierten |
| 154 | Diensten zu erreichen.[FN: Das Thema Interoperabilität wird |
| 155 | in der Projektgruppe Interoperabilität, Standards, Freie |
| 156 | Software behandelt.] |
| 157 | |
| 158 | |
| 159 | I.2.2.4 Fortdauernde Bedeutung des Dienstewettbewerbs |
| 160 | innerhalb einer Infrastruktur |
| 161 | Im Rahmen der Liberalisierung des Telekommunikationssektors |
| 162 | hat der Dienstewettbewerb, das heißt bei Verwendung |
| 163 | zumindest teilweise derselben Infrastruktur, einen |
| 164 | wesentlichen Beitrag zur Entstehung eines intensiven |
| 165 | Wettbewerbs geleistet. Deutschland steht hier – gerade auch |
| 166 | dank der entsprechenden regulatorischen Vorgaben – im |
| 167 | internationalen Vergleich mit einem grundsätzlich guten |
| 168 | Wettbewerbsergebnis dar[FN: So ist etwa im internationalen |
| 169 | Vergleich des OECD Communications Outlook 2011 der |
| 170 | Marktanteil von neuen Marktteilnehmern im Wettbewerb („New |
| 171 | entrants“) an den Festnetzanschlüssen für Deutschland im |
| 172 | Jahr 2009 mit 33 Prozent ausgewiesen und hat damit im |
| 173 | europäischen Vergleich einen der höchsten Werte. Vgl.OECD |
| 174 | Communications Outlook 2011, S. 57. Online abrufbar unter: |
| 175 | www.oecd.org/sti/telecom/outlook. Der Anteil hat sich |
| 176 | seitdem in Deutschland weiter erhöht (38 Prozent im Jahr |
| 177 | 2011 nach dem Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2010/11 |
| 178 | der Bundesnetzagentur, S. 31 ff. Online abrufbar unter |
| 179 | http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/BNet |
| 180 | zA/Presse/Berichte/2011/TaetigkeitsberichtTK20102011pdf.pdf? |
| 181 | __blob=publicationFile. Hinzu kommt ein steigender |
| 182 | Wettbewerbsabteil der Kabelanbieter. Unverändert verfügt |
| 183 | aber der Incumbent Deutsche Telekom in relevanten Märkten |
| 184 | über erhebliche Marktmacht im Sinne der |
| 185 | EU-TK-Marktregulierung.]. In der Betrachtung der Bedeutung |
| 186 | des Dienstewettbewerbs ist daher zwischen Auf- oder auch |
| 187 | Ausbau der Netzinfrastruktur auf der einen und Betrieb von |
| 188 | Netzinfrastruktur auf der anderen Seite zu unterscheiden. |
| 189 | Während es beim Auf- und Ausbau um die Schaffung von |
| 190 | Infrastruktuwettbewerb geht, gilt beim Betrieb , dass hier |
| 191 | auch ein reiner Dienstewettbewerb seine eigenständige |
| 192 | Relevanz zur Sicherung vielfältiger und attraktiver Angebote |
| 193 | für den Endkunden auch bei sich entwickelndem |
| 194 | Infrastrukturwettbewerb behält. |
| 195 | |
| 196 | Von besonderer Bedeutung ist der Dienstewettbewerb |
| 197 | insbesondere dort, wo aus wirtschaftlichen Gründen eine |
| 198 | Dopplung von Infrastrukturen nicht zu erwarten ist. Hier |
| 199 | kommt einem funktionierenden Dienstewettbewerb auf einer |
| 200 | einheitlichen Infrastruktur eine zentrale Rolle zu. Beim |
| 201 | gemeinsamen Aufbau und Betrieb von |
| 202 | Telekommunikationsinfrastrukturen haben die Gewährleistung |
| 203 | von Interoperabilität, die Förderung von Investitionen und |
| 204 | Innovationen sowie die Sicherung von Wettbewerb und |
| 205 | Wahlfreiheit der Endverbraucher im Mittelpunkt zu stehen. |
| 206 | Künftig werden Unternehmen den Zugang zu Netzen Dritter |
| 207 | nachfragen, um ein möglichst flächendeckendes Produktangebot |
| 208 | zu erreichen, denn viele Marktakteure werden auch künftig |
| 209 | Produkte bundesweit anbieten wollen und aus wirtschaftlicher |
| 210 | Sicht sogar müssen. |
| 211 | Der Zugang zu Netzen Dritter sichert so einen |
| 212 | diskriminierungsfreien Wettbewerb und sorgt damit für |
| 213 | Angebote, die es den Endkunden ermöglichen, frei zwischen |
| 214 | möglichst unterschiedlichen Produkten, Qualitäten, Preisen |
| 215 | und Anbietern zu entscheiden. |
| 216 | |
| 217 | An dieser Stelle kommt der Entwicklung von Marktlösungen in |
| 218 | Form von freiwilligen oder regulierten Kooperationsmodellen |
| 219 | eine zentrale Bedeutung zu – das Stichwort lautet Open |
| 220 | Access beim Netzzugang. Dort, wo sich und soweit sich |
| 221 | Infrastrukturinhaber und Nachfrager unter Beachtung der |
| 222 | Prinzipien Freiwilligkeit, Transparenz und |
| 223 | Diskriminierungsfreiheit auf Leistungsspezifika und Preise |
| 224 | für einen Zugang einigen, kann freiwilliges Open Access auch |
| 225 | als marktgerechte und wettbewerbsfördernde Alternative zur |
| 226 | herkömmlichen Regulierung angesehen werden. Das freiwillige |
| 227 | Open Access-Konzept ist jedoch keinesfalls mit symmetrischer |
| 228 | Regulierung gleichzusetzen oder zu verwechseln. Im Fall der |
| 229 | Nichteinigung auf kommerzieller Basis können regulatorische |
| 230 | Instrumente zur Anwendung kommen, wie zum Beispiel die |
| 231 | Anordnung von Zugangsansprüchen oder eine Entgeltregulierung |
| 232 | im Rahmen der entsprechenden rechtlich-regulatorischen |
| 233 | Voraussetzungen, etwa nach den Regelungen und Verfahren des |
| 234 | Telekommunikationsgesetzes (TKG). |
| 235 | |
| 236 | Zwar ist im Telekommunikationsgesetz die Regulierung einer |
| 237 | marktbeherrschenden Stellung der wesentliche Ansatz. Darüber |
| 238 | hinaus ist es nach den neuen EU-Richtlinien, insbesondere |
| 239 | nach Artikel 12 der Rahmenrichtlinie, aber auch möglich, |
| 240 | Unternehmen beziehungsweise Eigentumsrechteinhabern |
| 241 | symmetrische Regulierungsverpflichtungen aufzuerlegen. |
| 242 | „Die nationale Regulierungsbehörde kann demnach unter |
| 243 | Beachtung der Verhältnismäßigkeit die gemeinsame Nutzung |
| 244 | [vorhandener Infrastruktur] vorschreiben, wozu unter anderem |
| 245 | Gebäude, Gebäudezugänge, Verkabelungen in Gebäuden, Masten, |
| 246 | Antennen, Türme oder andere Trägerstrukturen, Leitungsrohre, |
| 247 | Leerrohre, Einstiegsschächte und Verteilerkästen |
| 248 | gehören.“[FN: Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur |
| 249 | und Kommunikationsdienste (WIK): Symmetrische Regulierung: |
| 250 | Möglichkeiten und Grenzen im neuen EU-Rechtsrahmen. Autoren: |
| 251 | Lorenz Nett, Ulrich Stumpf. Bad Honnef, Februar 2011. S. |
| 252 | III.] In anderen europäischen Ländern (zum Beispiel |
| 253 | Frankreich oder Portugal) haben die nationalen |
| 254 | Regulierungsbehörden bereits entsprechende |
| 255 | Zugangsverpflichtungen für die Inhaus-Verkabelung erlassen, |
| 256 | welche als Engpass bzw. notwendige Voraussetzung betrachtet |
| 257 | wird. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Instituts für |
| 258 | Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) vom Februar |
| 259 | 2011 schlägt entsprechende Maßnahmen auch für Deutschland |
| 260 | vor. Exklusivvereinbarungen mit Kabelnetzbetreibern halten |
| 261 | die Autoren hingegen für „regulierungsökonomisch |
| 262 | problematisch“.[FN: Wissenschaftliches Institut für |
| 263 | Infrastruktur und Kommunikationsdienste: Symmetrische |
| 264 | Regulierung: Möglichkeiten und Grenzen im neuen |
| 265 | EU-Rechtsrahmen. Autoren: Lorenz Nett, Ulrich Stumpf. Bad |
| 266 | Honnef, Februar 2011. Zitat S. 27.] |
| 267 | |
| 268 | |
| 269 | I.2.2.5 Auswirkung zunehmender Verbreitung integrierter |
| 270 | Geschäftsmodelle |
| 271 | Schon heute ist zu beobachten, dass viele |
| 272 | Telekommunikationsanbieter neben den reinen |
| 273 | Transportleistungen und der Sprachtelefoniefunktion auch |
| 274 | weiterführende Dienste, etwa Fernsehen/Video im Paket |
| 275 | anbieten (Triple-Play/Quadruple-Play[FN: Triple-Play ist ein |
| 276 | Begriff des Marketing und bezeichnet die Bündelung von drei |
| 277 | Diensten (TV, Internet und Telefonie) in einem Angebot. Beim |
| 278 | Quardruple-Play ist zusätzlich die Mobilkommunikation |
| 279 | enthalten.]). Es ist anzunehmen, dass diese Entwicklung auch |
| 280 | in Zukunft weiter voranschreiten wird, da eine |
| 281 | Refinanzierung der immer leistungsfähigeren |
| 282 | Internetzugangsdienste erleichtert wird, wenn zusätzliche |
| 283 | Erlöse über weitere Dienste erzielt werden können. Zugleich |
| 284 | steigt die Zahlungsbereitschaft der Kunden, wenn sie den |
| 285 | Mehrwert einer höheren Leistungsbereitschaft der Anschlüsse |
| 286 | durch leistungsfähigere Dienste erkennen. Die Bereitstellung |
| 287 | verschiedener Dienste aus einer Hand ist dabei keine |
| 288 | Notwendigkeit, aber ein von den Kunden besonders gern |
| 289 | akzeptiertes Modell, da dieses Klarheit über den |
| 290 | Ansprechpartner, eine vereinfachte Abrechnung und technisch |
| 291 | voll integrierte Gesamtangebote erlaubt. |
| 292 | |
| 293 | Den Vorteilen von integrierten Geschäftsmodellen für den |
| 294 | Endkunden stehen aber auch potenzielle Bedrohungen für den |
| 295 | Wettbewerb sowie die Wahrung der Netzneutralität gegenüber. |
| 296 | Dies gilt etwa für den theoretischen Fall, dass ein |
| 297 | Netzbetreiber seine eigenen Dienste beim Zugang zu |
| 298 | Vorleistungen/Infrastrukturleistungen bevorzugen würde.[FN: |
| 299 | Dies würde zudem einen Verstoß gegen das in der zuständigen |
| 300 | Projektgruppe und im Rahmen des nationalen IT-Gipfels |
| 301 | erarbeitete Verständnis von Netzneutralität darstellen. Vgl. |
| 302 | hierzu den vierten Zwischenbericht der Enquete-Kommission |
| 303 | Internet und digitale Gesellschaft – Netzneutralität, |
| 304 | Bundestagsdrucksache 17/8536. Online abrufbar unter: |
| 305 | http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Zwisch |
| 306 | enberichte/Zwischenbericht_Netzneutralitaet_1708536.pdf |
| 307 | sowie Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie |
| 308 | (BMWi): Netzneutralität – 11 Thesen für eine |
| 309 | gesellschaftspolitische Diskussion. 2010. S. 2, These 10. |
| 310 | Online abrufbar unter: |
| 311 | http://www.it-gipfel.de/Dateien/BMWi/PDF/IT-Gipfel/it-gipfel |
| 312 | -2010-netzneutralitaet,property=pdf,bereich=itgipfel,sprache |
| 313 | =de,rwb=true.pdf] Auch aus einer bevorzugten Positionierung |
| 314 | oder gesonderten Verkaufsförderung eigener beziehungsweise |
| 315 | verbundener Dienste im Rahmen von Orientierungshilfen im |
| 316 | Netz (zum Beispiel Suchmaschinen, Benutzeroberflächen, App |
| 317 | Stores, Elektronischen Programmführern (Electronic Program |
| 318 | Guide – EPG)) können Gefahren für den Wettbewerb erwachsen. |
| 319 | |
| 320 | Gegen solche Missbräuche stehen bereits heute |
| 321 | Schutzmechanismen zur Verfügung. Sie reichen von einfachen |
| 322 | Nichtdiskriminierungsauflagen oder auch konkreten |
| 323 | Zugangsansprüchen über Transparenzpflichten bis hin zu |
| 324 | einschneidenden Maßnahmen wie der Untersagung integrierter |
| 325 | Geschäftsmodelle oder gar die Aufspaltung entsprechender |
| 326 | Unternehmen. Letztere kommen aber nur als Ultima Ratio in |
| 327 | Betracht. |
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01.03.02 Wettbewerb im Internetzugangsmarkt (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt
