01.02.01 Förderung der Einführung neuer Protokolle

1-1 von 1
  • 01.02.01 Förderung der Einführung neuer Protokolle (Originalversion)

    von EnqueteSekretariat, angelegt
    1 Die Einführung und Verbreitung neuer Protokolle vollzieht
    2 sich heute im Zusammenwirken von Wirtschaft, Wissenschaft
    3 und Politik unter Beteiligung der relevanten
    4 Standardisierungsgremien, wie zum Beispiel der Internet
    5 Engineering Task Force (IETF), der International
    6 Telecommunication Union (ITU) oder des Institute of
    7 Electrical and Electronics Engineers (IEEE) sowie dem World
    8 Wide Web Consortium (W3C). Die dort etablierten breiten
    9 Beteiligungsstrukturen für alle interessierten Gruppen,
    10 einschließlich der Nutzer, stellen weitestgehend sicher,
    11 dass die Interessen aller zu einem bestmöglichen Ausgleich
    12 gebracht werden. Die Schaffung offener Standards bietet
    13 dabei eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung des
    14 Internets und ist grundsätzlich auch im Interesse der
    15 Nutzer.
    16
    17 Dem Staat kommt eine begleitende Rolle zu, um solche
    18 Standardisierungen zu fördern und nur bei Bedarf eventuellen
    19 problematischen Folgewirkungen entgegenzuwirken.
    20 Verpflichtende staatliche Planungen oder Vorgaben zur
    21 Umstellung von Protokollen ohne Berücksichtigung der
    22 Marktsituation haben in der Vergangenheit nicht immer zum
    23 angestrebten Ergebnis geführt. Beispiele dafür sind das Open
    24 Systems Interconnection(OSI)-Referenzmodell sowie der
    25 Standard X.400 zur Übertragung elektronischer Nachrichten.
    26
    27 Die International Organization for Standardization (ISO) hat
    28 das ISO/OSI-Schichtenmodell als abstraktes Modell der
    29 Datenübertragung zwischen offenen, heterogenen Netzwerken
    30 entwickelt (festgeschrieben 1984 in der ISO-Norm 7489).
    31 Dieses bildet den Prozess des Datenaustausches in sieben
    32 einzelnen, aufeinander aufbauenden Schichten ab. Ziel war
    33 die Entwicklung von standardisierten
    34 Kommunikationsprotokollen, da zu dieser Zeit vorwiegend
    35 proprietäre und miteinander nicht kompatible Protokolle
    36 existierten.[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ Sack, Harald:
    37 Internetworking – Technische Grundlagen und Anwendungen.
    38 2012, S. 41f.] Bereits vor der Entwicklung des
    39 ISO/OSI-Schichtenmodells entstand jedoch das Transmission
    40 Control Protocol/Internet Protocol(TCP/IP)-Referenzmodell
    41 (RFC 1122).[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ Sack, Harald:
    42 Internetworking – Technische Grundlagen und Anwendungen.
    43 2012, S. 53.] Dieses basierte im Gegensatz zum theoretisch
    44 entworfenen ISO/OSI-Schichtenmodell auf der dem Internet
    45 zugrunde liegenden TCP/IP-Protokollfamilie, welche sich
    46 bereits vor der Definition des Modells praktisch bewährt
    47 hatte.[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ Sack, Harald:
    48 Internetworking – Technische Grundlagen und Anwendungen.
    49 2012, S. 51f.] Infolgedessen setzte sich das
    50 TCP/IP-Referenzmodell durch.[FN: Vgl. Meinel, Christoph/
    51 Sack, Harald: Internetworking – Technische Grundlagen und
    52 Anwendungen. 2012, S. 42.]
    53
    54 Wie das ISO/OSI-Schichtenmodell konnte sich auch die
    55 X.400-Norm (Message Handling System) nicht als allgemeiner
    56 Standard zur Übermittlung von E-Mails etablieren. X.400
    57 wurde 1984 von der ISO und dem CCITT (Comité Consultatif
    58 International Téléphonique et Télégraphique, heute ITU-T[FN:
    59 ITU-T steht für International Telecommunication Union -
    60 Telecommunication Standardization Sector.]) als Protokoll
    61 der Anwendungsschicht des ISO/OSI-Schichtenmodells
    62 herausgegeben. Heute findet X.400 vorwiegend Anwendung als
    63 sicherer Übertragungsstandard für
    64 Geschäftskommunikation.[FN: siehe das Angebot BusinessMail
    65 X.400 der Deutschen Telekom AG.]
    66
    67 In der Regel erfolgt eine Einführung neuer Protokolle
    68 schrittweise. Die Vorgängerversionen neuer Protokolle sind
    69 noch für einen längeren Zeitraum im Parallelbetrieb nutzbar
    70 oder können alternativ über so genanntes Tunneling von den
    71 neuen Protokollen genutzt werden. Es hat sich gezeigt, dass
    72 daher eine Unterstützung öffentlicher Stellen oder
    73 gemeinnütziger Einrichtungen für die mit einer Umstellung
    74 notwendigen Investitionen nur in Ausnahmefällen erforderlich
    75 ist. Aufgrund eines fließenden Übergangs können die
    76 technologischen Neuerungen in die üblichen
    77 Investitionszyklen integriert werden.
    78
    79 Für die Umstellung auf das IPv6-Protokoll hat zum Beispiel
    80 die Bundesstelle für Informationstechnik (BIT) – der
    81 zentrale IT-Dienstleister der Bundesverwaltung – ein
    82 Beratungsprodukt zu IPv6 eingeführt. Über dieses wird
    83 Bundesbehörden gebündeltes Fachwissen beim Einsatz und der
    84 Optimierung von IPv6-relevanten IT-Prozessen aus
    85 verschiedenen Kompetenzfeldern (beispielsweise Technik oder
    86 Organisation) und umfassende Erfahrungen aus einer Vielzahl
    87 erfolgreicher Projekte zugänglich gemacht. Ähnliche
    88 Aktivitäten für den Bereich Sicherheit im Umfeld von IPv6
    89 finden über das Bundesamt für Sicherheit in der
    90 Informationstechnik (BSI) durch die Veröffentlichung eines
    91 Leitfadens für eine sichere IPv6-Netzwerkarchitektur[FN: Der
    92 Leitfaden für eine sichere IPv6-Netzwerkarchitektur des BSI
    93 ist online abrufbar unter:
    94 https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Internet
    95 sicherheit/isi_lana_leitfaden_IPv6_pdf.pdf?__blob=publicatio
    96 nFile] statt.