| 1 | Die Einführung und Verbreitung neuer Protokolle vollzieht |
| 2 | sich heute im Zusammenwirken von Wirtschaft, Wissenschaft |
| 3 | und Politik unter Beteiligung der relevanten |
| 4 | Standardisierungsgremien, wie zum Beispiel der Internet |
| 5 | Engineering Task Force (IETF), der International |
| 6 | Telecommunication Union (ITU) oder des Institute of |
| 7 | Electrical and Electronics Engineers (IEEE) sowie dem World |
| 8 | Wide Web Consortium (W3C). Die dort etablierten breiten |
| 9 | Beteiligungsstrukturen für alle interessierten Gruppen, |
| 10 | einschließlich der Nutzer, stellen weitestgehend sicher, |
| 11 | dass die Interessen aller zu einem bestmöglichen Ausgleich |
| 12 | gebracht werden. Die Schaffung offener Standards bietet |
| 13 | dabei eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung des |
| 14 | Internets und ist grundsätzlich auch im Interesse der |
| 15 | Nutzer. |
| 16 | |
| 17 | Dem Staat kommt eine begleitende Rolle zu, um solche |
| 18 | Standardisierungen zu fördern und nur bei Bedarf eventuellen |
| 19 | problematischen Folgewirkungen entgegenzuwirken. |
| 20 | Verpflichtende staatliche Planungen oder Vorgaben zur |
| 21 | Umstellung von Protokollen ohne Berücksichtigung der |
| 22 | Marktsituation haben in der Vergangenheit nicht immer zum |
| 23 | angestrebten Ergebnis geführt. Beispiele dafür sind das Open |
| 24 | Systems Interconnection(OSI)-Referenzmodell sowie der |
| 25 | Standard X.400 zur Übertragung elektronischer Nachrichten. |
| 26 | |
| 27 | Die International Organization for Standardization (ISO) hat |
| 28 | das ISO/OSI-Schichtenmodell als abstraktes Modell der |
| 29 | Datenübertragung zwischen offenen, heterogenen Netzwerken |
| 30 | entwickelt (festgeschrieben 1984 in der ISO-Norm 7489). |
| 31 | Dieses bildet den Prozess des Datenaustausches in sieben |
| 32 | einzelnen, aufeinander aufbauenden Schichten ab. Ziel war |
| 33 | die Entwicklung von standardisierten |
| 34 | Kommunikationsprotokollen, da zu dieser Zeit vorwiegend |
| 35 | proprietäre und miteinander nicht kompatible Protokolle |
| 36 | existierten.[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ Sack, Harald: |
| 37 | Internetworking – Technische Grundlagen und Anwendungen. |
| 38 | 2012, S. 41f.] Bereits vor der Entwicklung des |
| 39 | ISO/OSI-Schichtenmodells entstand jedoch das Transmission |
| 40 | Control Protocol/Internet Protocol(TCP/IP)-Referenzmodell |
| 41 | (RFC 1122).[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ Sack, Harald: |
| 42 | Internetworking – Technische Grundlagen und Anwendungen. |
| 43 | 2012, S. 53.] Dieses basierte im Gegensatz zum theoretisch |
| 44 | entworfenen ISO/OSI-Schichtenmodell auf der dem Internet |
| 45 | zugrunde liegenden TCP/IP-Protokollfamilie, welche sich |
| 46 | bereits vor der Definition des Modells praktisch bewährt |
| 47 | hatte.[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ Sack, Harald: |
| 48 | Internetworking – Technische Grundlagen und Anwendungen. |
| 49 | 2012, S. 51f.] Infolgedessen setzte sich das |
| 50 | TCP/IP-Referenzmodell durch.[FN: Vgl. Meinel, Christoph/ |
| 51 | Sack, Harald: Internetworking – Technische Grundlagen und |
| 52 | Anwendungen. 2012, S. 42.] |
| 53 | |
| 54 | Wie das ISO/OSI-Schichtenmodell konnte sich auch die |
| 55 | X.400-Norm (Message Handling System) nicht als allgemeiner |
| 56 | Standard zur Übermittlung von E-Mails etablieren. X.400 |
| 57 | wurde 1984 von der ISO und dem CCITT (Comité Consultatif |
| 58 | International Téléphonique et Télégraphique, heute ITU-T[FN: |
| 59 | ITU-T steht für International Telecommunication Union - |
| 60 | Telecommunication Standardization Sector.]) als Protokoll |
| 61 | der Anwendungsschicht des ISO/OSI-Schichtenmodells |
| 62 | herausgegeben. Heute findet X.400 vorwiegend Anwendung als |
| 63 | sicherer Übertragungsstandard für |
| 64 | Geschäftskommunikation.[FN: siehe das Angebot BusinessMail |
| 65 | X.400 der Deutschen Telekom AG.] |
| 66 | |
| 67 | In der Regel erfolgt eine Einführung neuer Protokolle |
| 68 | schrittweise. Die Vorgängerversionen neuer Protokolle sind |
| 69 | noch für einen längeren Zeitraum im Parallelbetrieb nutzbar |
| 70 | oder können alternativ über so genanntes Tunneling von den |
| 71 | neuen Protokollen genutzt werden. Es hat sich gezeigt, dass |
| 72 | daher eine Unterstützung öffentlicher Stellen oder |
| 73 | gemeinnütziger Einrichtungen für die mit einer Umstellung |
| 74 | notwendigen Investitionen nur in Ausnahmefällen erforderlich |
| 75 | ist. Aufgrund eines fließenden Übergangs können die |
| 76 | technologischen Neuerungen in die üblichen |
| 77 | Investitionszyklen integriert werden. |
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| 79 | Für die Umstellung auf das IPv6-Protokoll hat zum Beispiel |
| 80 | die Bundesstelle für Informationstechnik (BIT) – der |
| 81 | zentrale IT-Dienstleister der Bundesverwaltung – ein |
| 82 | Beratungsprodukt zu IPv6 eingeführt. Über dieses wird |
| 83 | Bundesbehörden gebündeltes Fachwissen beim Einsatz und der |
| 84 | Optimierung von IPv6-relevanten IT-Prozessen aus |
| 85 | verschiedenen Kompetenzfeldern (beispielsweise Technik oder |
| 86 | Organisation) und umfassende Erfahrungen aus einer Vielzahl |
| 87 | erfolgreicher Projekte zugänglich gemacht. Ähnliche |
| 88 | Aktivitäten für den Bereich Sicherheit im Umfeld von IPv6 |
| 89 | finden über das Bundesamt für Sicherheit in der |
| 90 | Informationstechnik (BSI) durch die Veröffentlichung eines |
| 91 | Leitfadens für eine sichere IPv6-Netzwerkarchitektur[FN: Der |
| 92 | Leitfaden für eine sichere IPv6-Netzwerkarchitektur des BSI |
| 93 | ist online abrufbar unter: |
| 94 | https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Internet |
| 95 | sicherheit/isi_lana_leitfaden_IPv6_pdf.pdf?__blob=publicatio |
| 96 | nFile] statt. |
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01.02.01 Förderung der Einführung neuer Protokolle (Originalversion)
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